Ist Made in Germany bald eine Beleidigung?

Früher hieß es ja immer, wenn etwas in Deutschland gefertigt wird oder wurde, ist dies ein Garant für Qualität. Die Ingenieurskunst aus dem Herzen Europas meine ganzen Welt für vorsichtige Planung und nachhaltige Betrachtung der Sicherheit und Qualität bekannt. Nicht nur Bauteile, Werkzeuge oder Autos waren von bester Qualität, auch unsere Bauwerke und architektonischen Leistungen waren makellos.

Mittlerweile muss ich mich allerdings unter einer Decke der Scham zurückziehen, wann immer ich in der Zeitung davon lese das eine Großprojekt wie zum Beispiel die Elb-Philharmonie oder der Berliner Flughafen einen weiteren Rückschlag erleiden. Derartige Großprojekte sollten doch am allermeisten deshalb von Anfang an gut durchgeplant werden, weil sie nicht nur das Image einer Stadt oder eines Politikers besonders nachhaltig beeinflussen, sondern auch weil so unglaublich große finanzielle Summen an sie gekoppelt sind.

Umso mehr grämt es mich so das ich mich fast dafür schämen muss, wenn zum Beispiel festgestellt wird dass der Flughafen so geplant wurde, dass die nun angebrachten Feuerschutzsysteme zu schwer für die Deckensinstallation sind, woran offenbar niemand gedacht hat bevor man die Schrauben fest gezogen hat.

Nicht umsonst gibt es kaum über irgend ein Bauprojekt so viele satirische Meldungen und Karikaturen wie über den Berliner Flughafen: kennen Sie zum Beispiel den Witz über den Flughafen, nachdem es schneller zur Fertigstellung des Projektes führen würde, wenn das ganze Gebäude abbrennen würde? Einfach neu anfangen nachdem man das alte Gebäude abgerissen hat anstatt versuchen das zu reparieren was schon längst nicht mehr zu reparieren ist?

Nun gut, ich hoffe das nun irgendwann diese Projekte abgeschlossen werden damit wir nicht immer wieder neue Hiobsbotschaften in den Zeitungen am Frühstückstisch ertragen müssen, die dafür sorgen dass ich mich am Müsli verschluckte, ein Stück des Essens immer der Speiseröhre stecken bleibt und ich es angewidert ausspucken direkt auf den Zeitungsartikel der mir den Appetit verdorben hat. Da liegt nun das halb in Milch aufgeweicht Stück Müsli, verschmiert die Tinte des Bildes der Flughafenfassade und irgendwie muss ich mir denken: meins aber und die Milch und das halb aufgegessen Essen machen das Bild doch irgendwie attraktiver als es bisher gewesen ist. Traurig. Wenn ich meine Rechtsanwälte in Aschaffenburg darüber aufkläre, werden sie die Köpfe hängen lassen.

Vielleicht haben wir irgendwann den Mut, ein neues riesig großes Projekt anzufassen, dass so über die Bühne geht wie man es bisher aus Deutschland gewohnt war. Nämlich präzise geplant, meisterhaft ausgeführt und langfristig hoch qualitativ, sodass uns die Welt darum beneiden kann.